Was ist Karate? Woher kommt es, wo und wann wurde es praktiziert? Was ist es heute? Diese Seite soll diese Fragen beantworten und einen Einblick in den "Weg der leeren Hand" geben, so wie wir ihn heute kennen. Was ist Karate?Eine Frage, oft gestellt, meist aber nicht richtig oder nur unvollkommen beantwortet wird. Karate ist sicherlich nicht die Kunst Bretter, Steine oder andere Gegenstände mit Händen, Füßen, dem Kopf oder sonst einem Körperteil zu zerschlagen. Weiterhin dient es nicht dazu, andere Menschen (ohne den Grund der Selbstverteidigung) zu verletzen oder zu töten. Es mag zwar sein, das ein geübter Karateka oder ein anderer Kampfkunstexperte in der Lage ist, diese "Taten" leichter zu vollbringen als eine ungeübte Person, dennoch stellen diese weder den Sinn des Karate dar, noch sind sie ein Ziel, das es zu erreichen gilt. Karate ist eine Kunst. Eine Körper- und Kampfkunst und eine Methode der Selbstverteidigung. Sie ist auch ein Weg zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit und zur Festigung des Charakters, ders chließlich zu einem inneren Wachstum führt. Karate-Do ist somit nicht nur eine Disziplin der Körperbeherrschung, sondern auch eine Schule der Geistesbildung, die einen das ganze Leben lang begleiten sollte. Meister Gichin Funakoshi schrieb hierzu: "So wie die blanke Oberfläche eines Spiegels alles wiedergibt, was vor ihm steht, und wie ein stilles Tal selbst den schwächsten Laut weiter trägt, soll der Karateschüler sein inneres leer machen von Selbstsucht und Boshaftigkeit, um in allem, was ihm begegnen könnte, angemessen zu handeln."
In dem südlich von Japan gelegenen Land, dem früherenKönigreich der Ryukyu-Inseln - der heutigen Präfektur Okinawa- stand einst die Wiege des Karate. Niemand weiß, wann auf den Ryukyu das Karate zum ersten mal in Erscheinung trat. In der Vergangenheit wurde diese Kunst von Außenstehenden stets streng geheim gehalten; daher sind uns von ihr keine schriftlichen Nachrichten überliefert. Zweimal in der Geschichte der Ryukyu-Inseln wurden Waffen durch einen Regierungserlass verboten; das erste mal vor über fünfhundert Jahren und ein zweites mal zweihundert Jahre später. Diese Verbote übten natürlich einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung des Karate aus.[...] Die meisten Historiker stimmen darin überein, dass die einzigartige okinawanische Form des waffenlosen Kampfes, dasKarate, seine Entstehung diesem zweiten Verbot verdankt, denn es zwang die Einwohner Ryukyus dazu, ein Mittel zur waffenlosen Selbstverteidigung zu finden. Wahrscheinlich sind einige der waffenlosen Kampftechniken schon vor dem Einfall der Satsuma (1609) ausgeübt worden,so dass dieses neue Verbot nur die Fortentwicklung bereits existierender Methoden beschleunigte.[...] Natürlich könnten auch einige Kenpo-Stile in ihrer ursprünglichen Form überliefert worden sein. Jedenfalls ist es denkbar, dass die beiden Vorläufer des Karate, das Okinawa-te und das To-de, in etwa dieser Weise entstanden sind, wobei sich das Erstgenannte auf die chinesische Kenpo-Tradition, das Letztere dagegen auf einheimische Kampftechniken zu beziehen scheint. Die Geschichte der Kampfkünste in China kann mehr als sechstausend Jahre zurückverfolgt werden. [...]In dieser kriegerischen Zeit wurden aus der Notwendigkeit heraus, den Feind auf dem Schlachtfeld zu bezwingen, ständig neue Kampfmethoden und Techniken erfunden. Diese alten Kampftechniken wurden erstmals durch die Bemühungen dreier Männer, Ta Shang Lao-ch'un, Ta-yi Chen-jen undYuan-t'ien, systematisiert. Sie schufen, was man die "Drei Primitiven Schulen der Kampftechniken" nennen könnte. Ihre Systeme wurden über Generationen von Schülern hinweg weitergegeben. Es wurden Verbesserungen vorgenommen, die schließlich zu den hochverfeinerten Techniken unserer Tage führte. [...] Funakoshi Gichin, geboren 1868 in Shuri auf Okinawa und ursprünglich als Hauptschullehrer tätig, wird heute als Begründer des Shotokan-Karate angesehen. Sein Stil basiert auf MatsumurasShorin Ryu. Shoto war Funakoshis Künstlername und bedeutet Pinienrauschen - seine erste eigeneTrainingshalle (im Frühjahr 1935 in Tokyo eingeweiht) wurde aus diesem Grund Shotokan genannt. Diese Bezeichnung wurde später für seinen Karate-Stil übernommen. Funakoshi's Zielsetzung war: Schulung von Geist, Charakter und innerer Einstellung. "Bevor du den Gegner besiegst, musst du dich selbst besiegen.""Man kann sehr sehr lange trainieren, aber wenn man immer nur Hände und Füße bewegt undwie eine Marionette umherspringt, dann ist Karate nicht anders als Tanzen lernen. Man wird dieHauptsache verfehlen. Es wird so nicht gelingen, die Quintessenz des Karate-Do zu begreifen." -Funakoshi Gichin, J. Hyams (1979, 87) Wichtig war ihm außerdem auch der Selbstverteidigungsaspekt des Karate. Von Funakoshi stammt die im heutigen Wettkampfkarate kaum mehr beachtete Maxime: "Im Karate gibt es keine erste Hand." (D.h. ein Karateka soll niemals, auch nicht präventiv, zuerst angreifen.) In den Anfängen gab es mehrere Bezeichnungen für die heute sobekannte Kampfkunst Karate. Diese waren Okinawa-Te, Tode ode rauch einfach nur Te. Mit der Zeit erfolgte schließlich eine Wandlung des Wortes Tode in Karate. Diese Bezeichnung entstand wohl im Jahre1929 und soll damals von Meister Gichin Funakoshi eingeführt worden sein. Mitentscheidend für die Wandlung war die Aussprache. Die Silbe To im Wort Tode kann auch als Kara ausgesprochen werden und De hat die gleiche Bedeutung wie Te. Aus Tode entstand das Wort Karate. Anfangs hatte das Schriftzeichen Kara die Bedeutung China, wurde jedoch aus mehreren Gründen in Leer geändert. Zum einen war es derphilosophisch-moralische Sinngehalt der Silbe Leer, zum anderen sollten die Assoziationen zu China vermieden werden, wegen des japanischenNationalismus jener Zeit. Und nicht zuletzt sollte der Aspekt der Waffenlosigkeit hervorgehoben werden. |